Ich fahr ja schon ne zeitlang Motorrad und hab auch schon einige schöne Touren gemacht: Schwarzwald, Vogesen, Ungarn, Schweizer Alpen, Österreich, Gardasse, Tirol, Ungarn usw.
Aber die Tages-Tour mit Bianka zum Grand Canyon du Verdon übertrifft alles, was ich bisher an landschaftlicher Schönheit gesehen habe.

Los ging die Tour so gegen 11 Uhr morgen in unserem Urlaubsort in St. Raphael an der Cote d`Azur. Eigentlich wollten wir ja früher los aber mein Schatz hat wie immer den A... nicht hochgekriegt

Schon nach wenigen Kilometern geht es bergauf und wir erklimmen die ersten Gipfel der See-Alpen.

Unten im Tal hören wir das Rauschen eines Flusses oder kleinen Wasserfalls. Bianka versucht durch die Hecken was von dem Flüsschen zu sehen - aber der Fluss zeigt sich nicht, wir können ihn nur hören.

Weiter geht die Fahrt über ein Stück der Route Napoleon durch eine unglaubliche schöne Landschaft. Karge Gipfel wechseln sich ab mit grünen Tälern. Von weitem können wir schneebedeckte Gipfel sehen.

In dem malerischen Städtchen Castellane können wir zum ersten Mal den Verdon sehen. Wir beschließen, uns in einem kleinen Cafe zu stärken. Weiter geht die Fahrt am Verdon entlang. Nach einigen Kilometern gabelt sich die Straße und wir müssen uns entscheiden, ob wir den Verdon an der linken oder rechten Seite entlang fahren wollen.

Wir haben uns für die rechte Seite entschieden. Eine gute Entscheidung Wie ein jadegrünes Band schlängelt sich der Verdon durch die märchenhafte Landschaft. Die Farbe des Flusses ist unbeschreiblich. Die Fotos geben das leider nur unzureichend wieder. Man(n) und Frau muss das Life gesehen haben.

Bis hierher war die Landschaft schon wirklich schön. Aber was dann kommen sollte übertrifft alles. Kurz vor dem Ort "La Palud-sur-Verdon" führt ein Rundweg, die "Route de Grete" zum spektakulärsten Teil des Grand Canyon du Verdon. Die Straße darf von hier aus (aus gutem Grund) nur in eine Richtung befahren werden. Straße kann man diese unbefestigte steile Piste eigentlich nicht nennen. Gegeverkehr würde böse enden. Schon am 1. Aussichtspunkt ist es einfach nur überwältigend.

Den beiden gefällt es auch

Wir fahren weiter. Es geht jedoch nur ein paar 100 meter weit bis der nächste Aussichtspunkt kommt, der herrliche Ausblicke auf die gewaltige Schlucht bietet. In schwindelerregender Tiefe schlängelt sich der Fluss. Nicht zu fassen - wir sehen den Kopf eines Bergsteigers, der sich an der fast senkrechten Felswand hinaufarbeitet. Oh Mann wär mir da schlecht geworden.

Immer noch weiter hinauf führt die Straße am Rande des Canyons entlang. An einer Stelle haben wir Glück und können einenAdler beobachten, die hier majestätisch seine Kreise zieht.

Wir haben den höchsten Punkt erreicht. Der Verdon sieht von hier oben aus wie ein dünner Nähfaden. Der Grand Canyon du Verdon ist der größte Canyon Europas. Bis zu 700 Meter tief grub sich der Verdon in den weichen Jura-Kalk, ehe er nach einundzwanzig Kilometern in den Lac de Sainte-Croix mündet.

Noch schnell ein letztes Foto und dann geht es weiter.

Wo es bergauf geht muss es irgendwann auch wieder bergab gehen. Und wie es bergab geht! Die Abfahrt verursacht auch bei erfahrenen Motorradfahrern ein starkes Kribbeln in der Magengegend. Nicht nur dass es richtig steil bergab geht und dass die Piste Rollsplit ist; Besonders dass links der Straße nix ist, außer steiler Abhang mit schroffen Felsen, bringt einige Adrenalinstöße. Das kleine ca. 20 cm hohe Mäuerchen, das die Schlucht begrenzt, bringt nicht wirklich was für Motorradfahrer. Ich bin total stolz auf Bianka, dass sie diese Abfahrt gemeistert hat. Ich glaub nicht, dass da schon viele Frauen mit dem eigenen Motorrad runtergefahren sind


Nach ca. 20 Kilometer Rundweg sind wir wieder zurück in "La Palud-sur-Verdon". Es ist schon recht spät geworden. Dennoch entscheiden wir uns noch zum Lac de Sainte-Croix zu fahren. Hat sich gelohnt, nicht nur wegen des kleinen Wasserfalls, den wir unterwegs sahen

Ziel erreicht! Am westlichen Ende des See`s mündet der Verdon in den See. Die Farbe des Sees ist genauso jadegrün, wie die des Verdon. Der Stausee bedeckt etwa 21,80 km² Fläche bei einer maximalen Tiefe von etwa 90 Meter und bis zu 761 Millionen m³ Wasserinhalt. Er ist nach dem Lac de Serre-Ponçon der zweitgrößte Stausee in Frankreich.

Ein letzter Blick zurück zur Schlucht dann müssen wir uns lösen von dieser atemberaubenden Naturschönheit. Die Sonne steht schon sehr tief und es ist merklich kühler geworden. Wir fahren jetzt bergab zu der Brücke, die man im vorigen Bild sieht und überqueren dort den Verdon.

Auch hier gibt es immer wieder malerische Ausbliche, wie dieses Schlösschen mit Blick auf den Lac de Sainte-Croix.

Der Heimweg führt uns wieder steil nach oben über die linke Seite des Grand Canyon du Verdon in Richtung Draguignan. Muße, die herrlichen Ausblicke zu genießen haben wir jedoch nicht mehr. Wir wollen jetzt schnell nach Hause, denn mittlerweile ist es so kalt, dass wir frieren wie die Schneider. Kein Wunder, es ist spät geworden und teilweise fahren wir mit unseren Motorrädern auf über 1000 Metern Höhe. Schneereste zeugen davon, dass es erst Anfang April ist und der Winter auch für hiesige Verhältnisse hart war. Erst nach ca. 80 Kilometer und einer uns unendlich vorkommenden Zahl von Kurven erreichen wir Draguignan, wo es allmählich wieder etwas wärmer wird.
Gegen 20.00 Uhr erreichen wir endlich wieder unser Domizil in St. Raphael. Insgesamt sind wir an diesem Tag ca. 300 Km Motorrad gefahrfen - die schönsten 300 Km unseres bisherigen Motorrad-Lebens.