Nina | 11.11.2008 10:58 Uhr |
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Barack Obama hat Geschichte geschrieben. Der 47-jährige Demokrat wird als erster schwarzer Präsident ins Weiße Haus einziehen. Doch die größten Probleme liegen noch vor ihm.
Punkt 23 Uhr (Ortszeit) ist das Rennen ums Weiße Haus gelaufen. CNN meldet die entscheidende Hochrechnung: Barack Obama hat gewonnen. Im Grant Park in Obamas Heimatstadt Chicago, wo mehr als 70 000 Obama-Anhänger die Wahlnacht auf Riesenleinwänden verfolgen, braust tosender Jubel auf. Die Fans sind außer sich, schwenken amerikanische Flaggen über ihren Köpfen, die wie ein Meer aus weiß-rot-blauen Farben Wellen schlagen. Sie alle sind Zeugen eines historischen Moments geworden. In dieser Nacht hat Obama als erster schwarzer US-Präsident Geschichte geschrieben. Der 47-Jährige erscheint gegen Mitternacht vor seinen Anhängern. Er wirkt gelöst, fast entspannt, als er Tochter Sasha an der Hand über die Bühne führt. Neben ihm gehen Ehefrau Michelle â013 im schwarz-roten Kleid â013 und Tochter Malia. Vor ein paar Stunden hat Obama noch Basketball gespielt, das macht er immer an Wahltagen. Jetzt steht er vor 25 Sternenbannern und beginnt seine Siegesrede. "Falls noch immer jemand daran zweifelt, dass in Amerika alles möglich ist â013 diese Nacht ist der Beweis", erklärt er. "Der Wandel ist nach Amerika gekommen." Mahnende Worte Doch Obama macht auch in der Stunde seines größten Sieges keinen Hehl daraus, dass er es als Präsident schwer haben wird. "Wir stehen in zwei Kriegen, unser Planet ist in Gefahr und wir erleben die größte finanzielle Krise seit einem Jahrhundert", warnt er. "Wir haben einen weiten Weg und einen steilen Berg vor uns. Wir werden es wahrscheinlich nicht in einem Jahr schaffen. Aber ich verspreche, dass wir ans Ziel kommen werden." Es geht Obama in dieser Nacht aber nicht um Details. Deshalb zielt er weniger auf den Kopf, als vielmehr auf den Bauch der Zuschauer. Er spricht von einem besseren Amerika, in dem jeder eine Chance hat, das Fleiß und Arbeit wieder belohnt, in dem die Wirtschaft blüht und das für Frieden und Freiheit steht. "Wir werden den amerikanischen Traum wieder zurückerobern", prophezeit er. Versöhnliche Geste Ganz anders ist die Stimmung eine Stunde zuvor und ein paar Tausend Kilometer südwestlich in Phoenix, Arizona. Dort hat John McCain zur Wahlparty geladen. Auf der Bühne spielt gerade der Country-Musikstar Hank Williams. Doch die McCain-Getreuen applaudieren nur müde. Mitarbeiter des Republikaner-Senators haben die Fernseher im Saal längst abgeschaltet. Die bittere Niederlage soll sich nicht so schnell herumsprechen. Doch im Zeitalter von Blackberrys und SMS bleibt das ein frommer Wunsch. Wenig später kommt McCain auf die Bühne. Er winkt ins Publikum und versucht dabei zu lächeln. Doch irgendwie will ihm das nicht so recht gelingen. Er wirkt niedergeschlagen, vom langen Wahlkampf gezeichnet, ein Geschlagener. "Das Volk hat heute gesprochen und es hat dies mit einer klaren Stimme getan", beginnt McCain seine Rede. Dann gratuliert er Obama zum Sieg und erntet dafür laute Buh-Rufe seiner Anhänger. McCain versucht, die Menge zu beruhigen. Als die Buh-Rufe verhallen, sichert er Obama seine volle Unterstützung zu. "Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um ihm dabei zu helfen, seine künftigen Herausforderungen zu bewältigen", verspricht er. Es ist eine versöhnliche Geste in der schwersten Stunde von McCains politischer Karriere. |