Nina | 30.12.2008 10:53 Uhr |
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1819 war Alabama in die Union aufgenommen worden. Damit gab es elf freie und elf unfreie Staaten. Vor der Zulassung von Missouri als neuem Staat verlangten nordstaatliche Abgeordnete, in diesem Gebiet sollten Sklaven oder zumindest deren Kinder frei werden. Sie konnten darauf verweisen, daß im Rahmen der Northwest Ordinance von 1787 auch Ohio, Indiana und Illinois vor der Aufnahme in die Union Auflagen bezüglich Sklaverei hatten hinnehmen müssen. Die Vertreter des Südens stellten sich auf den Standpunkt, der Kongreß habe in diesem Punkt keine Kompetenz, den Einzelstaaten Vorschriften zu machen; die in der Verfassung niedergelegte Formulierung - »neue Staaten können in die Union aufgenommen werden« - sage nichts über die Art der Gesellschaftsordnung aus. Sklavenhaltende Südstaatler pochten auf das Recht, ihr Eigentum mit über den Mississippi zu nehmen. Eine Kompromißmöglichkeit zeichnete sich ab, als das im äußersten Nordosten gelegene Maine um Aufnahme in die Union nachsuchte. Im Missouri Compromise (1820) einigte sich der Kongreß darauf, die Sklaverei in den Territorien nördlich der Mason-Dixon-Linie - sie war nach zwei Landvermessern benannt und verlief bei 36° 30' - künftig zu verbieten, mit Ausnahme Missouris. Maine wurde als freier, Missouri als unfreier Staat aufgenommen. Das Gleichgewicht war scheinbar wiederhergestellt. Der Kompromiß hielt noch, als Arkansas und Michigan zu Unionsstaaten wurden, der eine nördlich, der andere südlich der vereinbarten Linie. Allerdings stand zu erwarten, daß südlich der Linie in nächster Zukunft nur Florida die Aufnahme beantragen würde, während sich im Norden Wisconsin, Iowa und Minnesota anschickten, Bundesstaaten zu werden. Die Südstaaten mußten befürchten, wieder ins Hintertreffen zu geraten. Im Norden zeigte man sich irritiert darüber, daß die Verfassung von Missouri freien Schwarzen die Einreise verwehrte. Die Südstaaten hatten sich seit Gründung der USA als Teil der nationalen Kultur begriffen. Nach dem Kompromiß um Missouri stellten sie ihre Eigenständigkeit stärker heraus und besannen sich auf ihre historische Identität, die im patriotischen Überschwang der Gründerzeit in den Hintergrund getreten war. Der Krieg gegen Mexiko verschärfte Animositäten zwischen freien und unfreien Staaten. Texas wurde 1845 erobert und rasch in die Union aufgenommen, für Nordstaatler ein Indiz dafür, daß der Süden seine Macht über Gebühr ausweitete. Aktive Gegner der Sklaverei sahen im Mexikanischen Krieg eine Verschwörung der Sklavenhalter. Der Süden wolle »größere Koben, um sie mit Sklaven vollzustopfen« und habe deshalb den Krieg inszeniert, schrieb James Russell Lowell in den Biglow Papers. Der Abgeordnete David Wilmot brachte einen Gesetzeszusatz ein, wonach die Sklaverei in allen Gebieten, die man Mexiko abnahm, verboten werden sollte. Das Wilmot Proviso scheiterte im Senat. Die Free Soil Party, 1848 gegründet, setzte den freien Zugang zu allen eroberten Gebieten auf ihr Programm. Jefferson Davis aus Mississippi warf seinen Kollegen im Senat Augenwischerei und Betrug vor. Den »Free Soilers« ginge es mitnichten um die Freiheit der Sklaven, sondern um Besitz, Macht und Mehrheiten im Parlament: »Weil Sie die Gelegenheit ergreifen wollen, uns zu betrügen, deswegen wollen Sie das Sklaventerritorium mit festgelegten Grenzen umgeben. Weil Sie eine Mehrheit im Kongreß der Vereinigten Staaten anstreben und die Regierung zu einem Apparat für nordstaatliche Selbstvergrößerung umfunktionieren wollen.« Der spätere Präsident der Konföderierten Staaten lag mit diesem Argument nicht weit von der Wahrheit. Die Free Soil Party war eher gegen Schwarze allgemein als gegen die Institution Sklaverei eingestellt. Wilmot hatte Wert auf die Feststellung gelegt, seine Gesetzesinitiative nicht zugunsten der Sklaven, sondern weißer Siedler eingebracht zu haben. Der Kompromiß von 1850, vorangetrieben von Henry Clay, war ein letzter Versuch, sich zu einigen: Kalifornien wurde als freier Staat aufgenommen. Im Gegenzug verzichtete der Kongreß darauf, für Neumexiko und Utah eine Regelung in puncto Sklaverei zu treffen; die Fugitive Slave Laws wurden verschärft. Der Kansas-Nebraska-Act (1854) stellte den Bewohnern die Entscheidung frei, ob sie Sklaven haben wollten oder nicht. Nachdem diese beiden Territorien nördlich der Mason-Dixon-Linie lagen, war der Missouri-Kompromiß entwertet. Der Oberste Bundesgerichtshof urteilte drei Jahre später, ein Sklave namens Dred Scott, der sich zeitweilig in einem freien Territorium aufgehalten hatte, bleibe nach wie vor Sklave. Demnach mußte der Missouri-Kompromiß endgültig als verfassungswidrig gelten und Sklavenbesitz in den Territorien als erlaubt angesehen werden. Kansas beantragte seine Aufnahme in die Union mit einer Verfassung, in der die Sklaverei vorgesehen war. Präsident James Buchanan unterstützte diesen Antrag. Das Urteil gegen Dred Scott radikalisierte die Sklavereigegner, die bis dahin für eine graduelle Abschaffung eingetreten waren. Abraham Lincoln befürchtete, dieses Urteil würde die Territorien der Sklaverei öffnen. Sein Gegenspieler Stephen Douglas wollte das Problem der Volkssouveränität überlassen: Die Sklaverei - so Douglas - würde sich immer nur so weit ausbreiten, wie sie die Leute haben wollten, und keinen Zoll weiter. |